Europa im Fokus: Ein Geschichtsbuch für Deutschland und Polen

PRESSEMITTEILUNG DES GEORG-ECKERT-INSTITUTS ANLÄSSLICH DER PRÄSENTATION VON BAND II

Am 20. November stellten die Ministerin für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg Britta Ernst und die polnische Ministerin für Nationale Bildung Anna Zalewska am Sitz der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung den zweiten Band des gemeinsamen Geschichtsbuchs „Europa – Unsere Geschichte“ vor. Koordiniert wird das Projekt vom Georg-Eckert-Institut – Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung (GEI) in Braunschweig und dem Zentrum für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Die gesamte, auf vier Bände ausgelegte Reihe erscheint bis 2020, ihr erster Band wurde im Juni 2016 in Berlin durch den damaligen Außenminister Steinmeier sowie den polnischen Außenminister Waszczykowski präsentiert.

„Unterschiedliche Sichten auf die Geschichte und mangelndes historisches Wissen führen bis heute zu gesellschaftlichen Auseinandersetzungen, die zuweilen bis in die Politik reichen, ganz sicher aber für Irritationen zwischen unseren Gesellschaften sorgen. ‚Europa – Unsere Geschichte‘ setzt genau hier an: Die Reihe erweitert gewohnte historische Horizonte, vertieft das Wissen über den Nachbarn und ermuntert dazu, die Rolle von Geschichte bei Identitätsbildungen zu reflektieren und darüber in Dialog zu treten. So vermittelt die Lehwerkreihe Fähigkeiten, die unverzichtbar sind, wenn wir uns heute in Europa über die Vergangenheit, aber auch über die gemeinsame Zukunft verständigen.“ führte Prof. Dr. Eckhardt Fuchs, Direktor des Georg-Eckert-Instituts, aus.

Die von den Verlagen Eduversum und WSiP verlegte Schulbuchreihe kann im deutschen und polnischen Geschichtsunterricht in identischer Form, lediglich in unterschiedlichen Sprachfassungen, eingesetzt werden. Bedeutsam ist, dass es sich nicht um ein ergänzendes Unterrichtsmaterial, sondern um ein den Lehrplänen entsprechendes Schulbuch für das Fach Geschichte handelt. Zielgruppe in Deutschland ist die Sekundarstufe I. Band 2 nimmt Zusammenhänge und Gegensätze geschichtlicher Entwicklungen in Europa und der Welt von der Neuzeit bis 1815 in den Blick und zeigt schlaglichtartig, wie historische Ereignisse in unseren Gesellschaften erinnert werden.

Bereits 2008 hatten sich die Regierungen beider Länder über die Schaffung organisatorischer Grundlagen für das gemeinsame Schulbuchprojekt geeinigt. Für die politische Koordination und Förderung des Projekts sind auf deutscher Seite das Auswärtige Amt sowie die Kultusministerien der deutschen Bundesländer, unter Federführung des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg, verantwortlich. Auf polnischer Seite waren sind dies das Ministerium für Nationale Bildung, das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten und das Ministerium für Kultur und Nationales Erbe. Eine substantielle Förderung erfuhr das Projekt auch durch die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit. Mit der Sicherung der wissenschaftlichen Expertise an dem Projekt wurden die beiden Vorsitzenden der Gemeinsamen Deutsch-Polnischen Schulbuchkommission betraut. Den institutionellen Rahmen der Projektgruppe bilden zwei Gremien: ein „Steuerungsrat“ und ein „Expertenrat“. Letzterer war es, der 2010 mit seinen Empfehlungen die konzeptionellen Grundlagen für die deutsch-polnische Schulbuchreihe gelegt hatte.

Die Einzelbände entstehen in enger Zusammenarbeit zwischen den Verlagen, Autoren, wissenschaftlichen Koordinatoren und Experten für bestimmte Epochen aus beiden Ländern. Die fertigen Kapitel spiegeln das Ergebnis eines langen Prozesses der Diskussion darüber wider, wie eine Perspektive in einem Schulbuch zur Geltung gebracht werden kann, die für unterschiedliche Sichtweisen, Interpretationen und geschichtsdidaktische Zugriffe bei der Darstellung der Vergangenheit sensibilisiert. Unterstützt durch eine Vielzahl von Maßnahmen wie Lehrerfortbildungen soll die Lehrwerkreihe nunmehr breit in die Schulpraxis beider Länder implementiert werden.

Das Projekt eines gemeinsamen Geschichtsbuchs profitiert in hohem Maße von den Erfahrungen der seit 1972 arbeitenden deutsch-polnischen Schulbuchkommission, die vom Georg-Eckert-Institut – Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung koordiniert wird. Sie gab bereits 1976 mit ihren „Empfehlungen“ einen wichtigen Impuls für den Geschichtsunterricht und die Schulbücher beider Länder. Im Juni 2017 wurde die Kommission für ihre Arbeit mit dem Viadrina-Preis ausgezeichnet.