Vortrag
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»Europa – Unsere Geschichte« – Chancen und Herausforderungen des deutsch-polnischen Schulbuchprojekts

Vortrag im Rahmen des Fünften Kongresses Polenforschung: „Gerechtigkeit“ in Halle,
6. März 2020, 11:00-13:00 Uhr

Das Streben nach politischer und sozialer Einheit und Solidarität in Europa ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Unter den einzelnen Staaten ebenso wie innerhalb der nationalen Gesellschaften ist die gerechte Verteilung von materiellen Ressourcen, aber auch von Lasten umstritten. Ebenso steht die ungleiche Partizipation an politischen, sozialen und kulturellen Prozessen in der Kritik.

Der 5. Kongress Polenforschung konzentriert sich deshalb auf das Thema Gerechtigkeit, das in einem breiteren Begriffsfeld unter anderem Gleichheit, Recht, Normen, Werte und Moral ebenso wie deren Verneinungen umfasst. In gegenwärtiger und in historischer Perspektive sollen am Beispiel Polens Vorstellungen von Gerechtigkeit sowie Praktiken ihrer Realisierung identifiziert und diskutiert werden. Dabei interessiert Polen im europäischen Vergleich und in globaler Verflechtung.

Im Rahmen des Panels „Polen im Geschichtsunterricht: Schulbuchanalysen und das deutsch-polnische Schulbuchprojekt ‚Europa – Unsere Geschichte‘. Multiperspektivität als Herausforderung des Lehrens und Lernens“ wird das Schulbuch, seine Entstehung und Konzeption vorgestellt. Der Vortrag möchte mit dem von deutschen und polnischen Expert*innen erarbeiteten Geschichtsbuch ein Projekt diskutieren, das den Anspruch erhebt, stärker als andere Lehrwerke die Dominanz nationaler und damit monoperspektivischer Deutungsmuster aufzubrechen und die Verschiedenheit historischer Narrative abzubilden. Es möchte ein offeneres Verständnis von Europa fördern, das nicht nur anhand nationaler Bezugspunkte vermessen wird. Um eine Perspektiverweiterung  zu erzielen, versucht das Lehrwerk die Fokussierung auf EU-Gründerstaaten aufzubrechen und setzt auf eine „Osterweiterung“ des historischen Gedächtnisses. Die Präsentation beleuchtet dabei zunächst den Entstehungsprozess wie auch das didaktische Konzept des Lehrwerks und die Umsetzung von diesem in der Praxis. In diesem Zusammenhang wird von einem breiten Verständnis von Gerechtigkeit ausgegangen, die die Vielfalt europäischer Erinnerungskulturen gleichermaßen einbezieht.